An(ge)dacht
Gedanken aus der Gemeinde
Weiter schauen, als wir sind (März 2021)
Am Sonntag beginnt die Karwoche. In der Bibel steht etwas von „Zeit der Gnade und von Tagen des Heils”. Das steht im Widerspruch zu dem Pandemie-Elend, das wir seit über einem Jahr bei uns und auf der ganzen Welt erleben — abgesehen von all den anderen Nöten und Ärgernissen. Aber „Zeit der Gnade und Tage des Heils” ist nicht die Beschreibung unserer jetzigen Situation, sondern es ist ihr Ausblick. Nicht im Frust hängenbleiben, sondern weiter schauen. Nicht über die Probleme hinweggehen, aber eine gute Idee von der Zukunft haben und daraus eine Lösung entwickeln. Und noch besser:
Jemand sagt mir, dass ich Zukunft habe. Jemand glaubt an mich und vertraut mir, sodass ich nicht aufgebe. Jemand setzt sich für mich ein und hält für mich sogar den Kopf hin.
Wenn das geschieht, sind wir nach der Bibel Ebenbild Gottes. Dann spiegelt sich in unserem Leben das Beste aus der Evolution, der Geist Gottes. Und so hat Jesus gelebt: Er hat uns den großen Ausblick geschenkt, aus dem wir unser Leben trotz Not und Problemen positiv gestalten können. Er ist die unzerstörbare Zusage Gottes an dich, dass du Zukunft hast und dass die Enttäuschungen des Lebens nicht das letzte Wort haben.
Bei allem, was wir selber an unserem Glück tun können und an dem der anderen, ist es für gläubige Menschen eine Gewissheit, dass Gott dabei mitwirkt. Wohl nicht immer so, wie wir es uns wünschen, aber eben doch wirksam. „Für uns und zu unserem Heil”, heißt es im christlichen Glaubensbekenntnis, hat Gott mit Jesus diesen großen Ausblick verwirklicht. Leiden, Sterben, Auferstehen: Weiter schauen, als wir sind!
Eine gute Karwoche und möglichst viel Gesundheit wünscht Ihnen
IHR CHRISTOPH BISKUPEK
Ein Lächeln..... (September 2015)
……….erhellt mein Gesicht, wenn ich Berge sehe. Ich erinnere mich an schöne Wochen mit Freunden, rieche die frische Luft schon, habe einen Blick über die nächsten Gipfel und Wolkenstimmungen vor Augen. Die Erinnerungen stimmen mich fröhlich. Die Sehnsucht überkommt mich, direkt die Wanderschuhe anzuziehen und loszulaufen – die Beschwerden von damals: Blasen an den Füßen, der schwere Rucksack, der Regenschauer sind vergessen. Gerüche, Geräusche oder Bilder lassen Erinnerungen in uns wach werden. Der Duft von frisch gemähtem Gras, ein Satz oder das Lachen der Nachbarskinder. Plötzlich ist die Vergangenheit Gegenwart. In Erinnerung bleibt, was emotional berührt. Da sind Begegnungen mit Menschen; Hilfe, die ich erfahren habe, wo ich nicht mehr weiter wusste; ein Lächeln, wo Verständigung schwierig war; eine Hand, die mich einfach gehalten hat. Auf der anderen Seite gibt es aber auch traurige Erlebnisse, die mich erschüttern, hilflos machen oder Bilder, die mich weinen lassen. Erinnerungen bleiben lebendig, wenn sie immer wieder neu erzählt und mitgeteilt werden: sie können mich niederdrücken oder immer wieder neu beflügeln – das liegt ganz an mir. Manchmal rauschen aber die Tage und Wochen so schnell vorbei, dass ich vieles gar nicht mehr bewusst wahrnehme. Wenn ich jeden Abend auf den Tag zurückblicken würde, an was würde ich mich besonders erinnern? Wenn ich in 10 Jahren an August 2015 zurückdenke: was könnte meine stärkste Erinnerung sein? Ganz alte prägende Erlebnisse von Menschen finde ich auch in der Bibel. Wenn ich dort lese, werden sie für mich lebendig: ich kann auch daraus lernen neue Schritte zu gehen und vielleicht auch neuen Mut und Kraft für mein Leben zu tanken.
Heidi Bauer, Gemeindereferentin
Mit eigenem Glück Freude machen - Advent / Weihnachten (2014)
In dieser Zeit des Hohen Advents, kurz vor dem Weihnachtsfest spüren nicht wenige Menschen eine starke Sehnsucht nach Trost. Menschen in der Trostlosigkeit der Welt und ihres mühsamen Lebens suchen nach Halt. Manch einer greift zur Flasche und gilt schnell als asozial. Ein anderer tröstet sich mit Besitz. Wieder ein anderer hetzt durch die Welt, um sich um die Sinnlosigkeit seines Lebens herumzumogeln.
Die Frage ist, wie lange macht man so etwas, ohne sich auf diese Weise das wahre Leben zu nehmen. Wenn wir uns in diesen Tagen umschauen, dann sieht man, wie wir Menschen versuchen, für uns und für andere Trost einzukaufen. Weihnachten – das Fest des Trostes, des Trostes Gottes – ist auch etwas zum Betrug des Menschen geworden.
Wir schauen in das Gesicht des Christuskindes und spüren vielleicht den Augen-Blick Gottes, der uns aus dem falschen Trost und aus immer tieferer Untröstlichkeit herausziehen will. Denn hinter dem Christuskind erscheint uns die Tiefe Zuneigung Gottes und ein Trost, den man sich nicht kaufen kann. Und durch jedes Geschenk, das wir in ein paar Tagen überreichen oder empfangen, mögen unsere Augen-Blicke der Aufmerksamkeit und Liebe strahlen. Das ist es, was trösten kann, wenn es mit Herz und Hand geschieht.
Übrigens: Glücklich, wer im Moment keinen Trost braucht – was für eine schöne Aufgabe, mit dem eigenen Glück Freude zu machen.
PFARRER CHRISTOPH BISKUPEK
Solidarität mit Afrika zeigen (Oktober 2013)
Mettmann (RP). Das Schiffsunglück vor Lampedusa mit über 300 Toten lässt uns wohl für eine Weile das Schicksal der Flüchtlinge und der überlebenden Opfer nicht mehr verdrängen. Wir haben es immer schon gewusst, aber jetzt ist es uns näher gekommen, als uns lieb ist.
Die Politiker in der EU und in den Mitgliedsstaaten stehen jetzt auch zu Recht unter Druck. Dabei muss es darum gehen, auf Dauer in den armen und bürgerkriegsgeschüttelten Ländern Afrikas Gesellschaften zu fördern, in denen die Menschen bleiben können – damit sie erst gar nicht zu Flüchtlingen werden!
Mit Respekt stehen wir vor den Flüchtlingen und Asylbewerbern, die in unseren drei Übergangsheimen in Hochdahl Aufnahme gefunden haben. Sie spüren ein wenig unsere ausgestreckten Hände durch die evangelischen und katholischen Mitarbeiterinnen des Flüchtlings-Arbeitskreises, der seit 30 Jahren dort und jeden Donnerstag von 17 bis 19 Uhr im Haus der Kirchen hilfreich tätig ist.
Mit Anerkennung nehmen wir die Initiative des Rates unserer Stadt wahr, nach bald zehn Jahren wieder eine Sozialarbeiterstelle für die Flüchtlingsarbeit zu schaffen. Das ist das, was wir tun können – die gesetzliche und praktische Verbesserung für die Flüchtenden im Mittelmeer müssen jetzt die Politiker und Behörden leisten.
Und die Bundesregierung muss sich mit anderen Ländern zusammentun, damit sich die Verhältnisse vor Ort verbessern. “Ich war hungrig und obdachlos”, hat Jesus gesagt, “und ihr habt mir zu essen gegeben, und ihr habt mich aufgenommen.” Unter dieser diesem biblischen Wort wollen wir uns hineinrufen lassen in die Solidarität mit den betroffenen Menschen. Helfen Sie bitte mit, dass sie nicht die Hoffnung aufgeben! Ich bitte Sie um Ihre großzügige Spende bei den Sammlungen der bei uns anerkannten Hilfsorganisationen, bei den Katholiken z.B. in zwei Wochen für Missio.
Spenden, die den Menschen dort eine würdige Zukunft ermöglichen sollen. Sie können auch mittun im Flüchtlings-Arbeitskreis, Infos gibt es im Haus der Kirchen (Telefon 02104/40438). Und politisch können Sie eintreten: Werden Sie vorstellig bei unseren Politikern und Behörden, machen Sie das Ganze zu einem Thema, das nicht in vier Wochen wieder vergessen ist! Ihr
CHRISTOPH BISKUPEK, PFARRER ST. FRANZISKUS HOCHDAHL
Visionen von einer blühenden Kirche - 40 Jahre Kirche Heilig Geist (Januar 2012)
In vier Wochen, am 26. Februar, feiert die Katholische Franziskusgemeinde in Hochdahl die Vollendung und Einweihung ihrer Heilig Geist Kirche vor 40 Jahren. Paul Zulehner sagte einmal: „Wenn Visionen schwinden, feiert man Jubiläen.“ Auch wenn wir in unserer Kirche vor manchen Problemen etwas ratlos dastehen, wollen wir dieses Jubiläum nicht so verstanden wissen. Vielmehr arbeiten wir daran, dass unsere Kirche Freude macht und erneut zum Blühen kommt.
Da geht es uns wie unseren Küstern, die zum vergangenen Weihnachtsfest Gestecke mit Amaryllis-Blumen wollten, sie aber bis zum Heiligen Abend einfach nicht zum Blühen brachten. Erst Tage nach dem Fest waren sie in ihrer ganzen Pracht zu bewundern.
Auch in unseren Kirchen und Gemeinden ist es so: Auf das Blühen folgt das Welken, Knospen müssen sich neu bilden und werden hoffentlich zur Blüte kommen. Manches empfinden die Menschen bei uns als welk, viele vermögen die Blüten nicht zu sehen. Und doch haben unsere christlichen Gemeinden viel Potential der Nähe und Zuwendung, der Hoffnung und Freude. Mit viel Elan haben sie vor Jahrzehnten die Neue Stadt Hochdahl mit aufgebaut und dabei mitgewirkt, dass die Menschen hier Fuß fassen und eine Heimat finden konnten. An diesem Ziel arbeiten wir mit allen gesellschaftlichen Kräften weiter mit.
Wenn wir das Jubiläum unseres Gemeindezentrums in der Sandheide feiern, dann weil wir uns vergewissern und zeigen wollen, dass der Heilige Geist Gottes, das Evangelium Jesu Christi die Mitte, die Quelle und das Ziel unserer Gemeindearbeit ist; dass er uns Durststrecken überstehen hilft und Kraft gibt, die Vision von einer blühenden Kirche nicht aufzugeben, auch wenn die Knospen oder die Pracht offener Blüten vielleicht nicht so zu sehen sind, wie wir es uns wünschen.
Mein Christusdorn übrigens blüht in einem durch, seitdem ich vor 15 Monaten nach Hochdahl kam – das hat er früher nicht gemacht. Es sind aber kleine Blüten, nicht ganz so prächtig, dass man sie bei großen Festen auf Tische und an Rednerpulte stellen würde. So danken wir in diesen Wochen allen Menschen und Gott, die manch große Blüte wachsen und aufgehen ließen, und dafür, dass es so viele hoffnungsvolle Knospen und wunderbare kleine Blüten gibt. Haben wir doch ein Auge darauf!
Christoph Biskupek, 28.01.2012