Aschermittwoch und Fastenzeit
„Vom Konzil bewegt” - Fastenaktion 2016
Das war schon ein schönes Angebot, das uns Pastoralreferent Detlef Tappen drei Wochen vor der Fastenzeit 2016 machte: Die neun Fahnen aus Stoff und Papier mit Schlüsselbegriffen des II. Vatikanischen Konzils, das am vergangenen 8. Dezember vor 50 Jahren endete, die in den letzten Monaten in St. Josef in Langenfeld zu sehen waren, könnten doch in der Fastenzeit in unserer Heilig Geist Kirche gute Akzente setzen. Gesagt, getan: In Rücksprache mit den Seelsorgern unserer Pfarrei und in der Hoffnung, dass der Pfarrgemeinderat und die ganze Gemeinde einverstanden sein würden, habe ich dieses Angebot gerne angenommen.
Sicherlich haben Sie in der neuen stadt (Januar/Februar 2016) die kurzen Texte aus dem II. Vatikanischen Konzil unter der Gottesdienstordnung wahrgenommen. Manche/r hat vielleicht die kurzen Sinnsprüche und Aphorismen vermisst, die dort sonst stehen und von vielen sehr geschätzt werden. Die kommen auch wieder! Aber anlässlich der Beendigung des Konzils vor 50 Jahren wollte ich diesen Akzent setzen, weil auch Papst Franziskus in seiner inhaltlichen Linie darauf Wert legt. Bei der Verwirklichung der Konzilsbeschlüsse ist eben noch Vieles zu bedenken und zu tun:
Inhalte also, die gute Impulse für uns in dieser Fastenzeit sein können.
Dabei sind die Fahnen der Künstlerin Brigitte Loschert ein Blickfang und wollen zum Nachdenken anregen. Auch wenn sie über unseren Köpfen hängen, wollen sie doch nicht abgehoben sein, sondern von der Luft etwas bewegt sinnenfällig darauf hinweisen: Wir sind „Vom Konzil bewegt“.
In den Vorabendmessen des zweiten bis fünften Fastensonntags wurden wir Themen dieser Installation und des II. Vatikanischen Konzils in die Verkündigung einbeziehen.
Darüber hinaus gab es, wie vor einem Jahr beim Heidelberger Gefängnisaltar, einen Themenabend, an dem das ganze Anliegen entwickelt und zusammengefasst wurde.
Dafür war am 26.2. der emeritierte Professor für Neuere Kirchengeschichte Dr. Norbert Trippen aus Köln gewonnen worden. In seinem Vortrag „Vom Konzil bewegt – Papst Franziskus und seine Spuren im Bild der Kirche“ stellte Professor Trippen ihn nämlich neben den Initiator des Konzils Papst Johannes XXIII. Und er verdeutlichte seine Beobachtung, wie der jetzige Papst wesentliche Inhalte des Konzils bewusst und neu aufgreift. Ein spannender Abend der Kirchengeschichte und der Kirchenpolitik, der Theologie und Weltsicht.
Ich hoffe, dass Ihnen diese „Fastenaktion“ zugesagt und Freude gemacht hat. In allem geht es um eine erneute Annäherung an das Evangelium und eine Konzentration auf das Wesentliche, das wir in der Fastenzeit in den Blick nehmen: die Botschaft, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi, unseres Bruders und Herrn aus dem Herzen des Vaters.
Ihr Christoph Biskupek
Aschenkreuz und Aschermittwoch
Das Aschenkreuz
Das Aschenkreuz ist ein Zeichen, mit dem wir uns zu unserer Vergänglichkeit bekennen: “Mensch gedenke, du bist Staub und zum Staub kehrst du zurück.” Das kann man aber nur wagen, wenn diese Vergänglichkeit nicht das Endgültige ist. Die eigene Hinfälligkeit kann man annehmen, wenn man an die Auferstehung Jesu glaubt und auch für sich selbst Auferstehung erhofft.
Seit fast 1000 Jahren lassen sich Christen am 1. Tag der “Fastenzeit” Asche auf den Kopf streuen ‑ Rückstände der verbrannten Zweige aus dem Triumphzug des Palmsonntags – der am Galgen endet. Die Asche hält die Hoffnung auf Verwandlung fest.
Aschermittwoch beginnt die Vorbereitung auf Ostern die 40‑tätige “Fastenzeit”. An diesem Tag die ASCHE bewußt annehmen!
Aschermittwoch 8 Uhr St. Franziskus und 19.30 Uhr Hl. Geist.
Aschermittwoch – Beginn der 40 Tage
Vorbereitungszeit auf Ostern ‑ den Weg bewußt beginnen ‑ gemeinsam ‑ die “ASCHE” annehmen ‑ bewußt: ich bin begrenzt ‑ und ich kann damit leben! Ich brauche nicht in Panik zu verfallen ‑ ER kennt mich. ER weiß um mich ‑ mehr und besser als jeder andere! Gott sei Dank! ‑ Feiern Sie Aschermittwoch den Gottesdienst mit: 8 Uhr in St. Franziskus mit den Schülern der 6‑Eck‑Schule oder 19.30 Uhr in Hl. Geist. Nehmen Sie sich Zeit! Und wenn Sie wollen: bleiben Sie an Abend nach dem Gottesdienst noch eine Zeit in Stille in der Hl. Geist‑Kirche!
Die Vorbereitungsgruppe “Karwoche und Ostern in Sandheide” hat überlegt, in diesem Jahr den Aschermittwochsgottesdienst als eine Art “Bußgottesdienst” zu feiern ‑ ohne Eucharistie: Macht es nicht einen tiefen Sinn, das Symbol der Asche “einfach stehen zu lassen!”, eindrücklich und schwer ‑ ohne gleich am Ende (mit der Eucharistie) schon ein bißchen österlich zu wirken?! Aber in diesem Jahr haben wir noch nicht den Mut zu dieser Veränderung! Denken Sie mit uns darüber nach . . . . Sagen Sie etwas dazu . . . . . Fragen Sie, was uns da so wichtig ist …. Manchmal habe ich das Gefühl, wir könnten immer zu schnell über das “Loch” hinweghuschen, das doch auch eine Realität in unserem Leben ist: bei einer Beerdigungsmesse sprechen wir ganz schnell von Ostern, die schwarze Farbe der Trauer ist längst einem freundlichen grau gewichen, am liebsten würden wir den Karfreitag ein bißchen schon “österlich” haben wollen …. Und ich kann das alles gut verstehen. Es kann aber sein, daß wir uns damit vorbeimogeln an den, was auch ein Teil unseres Lebens ist . . . . und daß wir dann auch nicht “Ostern” feiern können und Auferstehung . . . . . nach einem Weg der Trauer und des Abschieds . . . . . Der Mangel an Blumen in der Fastenzeit, die Verringerung der Kerzen ‑ auch das kann zum “Zeichen” werden ….
Fastenbrief (für Kinder)
Fastenzeit - Vorbereitung auf Ostern
Zeit der Vorbereitung auf Karfreitag und Ostern; Zeit, den Glauben und das Vertrauen auf die lebenschaffende Macht Gottes einzuüben!
Vor Jahrzehnten war es üblich, daß Kinder in der Fastenzeit keine Süßigkeit aßen. Und auch heute noch gibt es Menschen, die in der Fastenzeit versuchen, das Rauchen einzuschränken. Da zeigt sich die eine Seite des Bemühens in der Fastenzeit: Abhängigkeiten und Bindungen einschränken, die einen u. U. nicht frei sein lassen, wirklich und intensiv zu leben. Vielleicht sollte man jetzt ‑ zu Beginn der Fastenzeit – einmal überlegen, wo sonst noch Bindungen bestehen, die man einschränken müßte. Z.B. ist ein Übermaß an Arbeit nicht unbedingt immer eine berufsbedingte Notwendigkeit. Wie oft ist das auch eine Folge von Gewohnheit, mangelnder Klarheit über das, was sich im Leben wirklich lohnt, Prestige‑ oder Machtbedürfnis. Darüber wenigstens mal nachzudenken, würde sich sicher lohnen. Auch die Dinge des Lebens und die Notwendigkeiten des Alltags (z.B. Einkaufen, Putzen, Gartenarbeit) einfach nach Terminkalender (oder Wetterbedingungen) “abzuarbeiten”, ist nicht immer ein Zeichen von besonderer Lebendigkeit. Und das Argument, es ginge doch nicht anders, ist schwach. Abbruch zu tun am bisher Üblichen, kann eine ganz heilsame Übung in der Fastenzeit sein. Man muß nur herausfinden, wo es sinnvoll ist. Die andere Seite des Bemühens in der Fastenzeit: Sich bereiten für das, was wirklich Leben bedeutet. Und das hat nach Überzeugung eines christlichen Menschen immer etwas mit Gott zu tun. Was wäre hier möglich? ‑ z. B. eine regelmäßige Beschäftigung mit der Hl. Schrift ‑ ein Buch zum besseren Verständnis der Bibel ‑ ein bißchen mehr Freude am Beten etwas mehr Treue in der Begegnung mit Gott und untereinander im Gottesdienst ‑ der Versuch, die Mitmenschen als “Kinder Gottes” zu sehen ‑ etwas mehr Geduld, Freundlichkeit, Vertrauen, Toleranz …
Was ist das positive Ziel einer solchen “Vorbereitung auf Ostern”?
Vielleicht etwas mehr Freiheit. Vielleicht könnte man trainieren, sich etwas weniger von den inneren oder äußeren Zwängen bestimmen zu lassen. Wie wär’s mit einem kleinen Spaziergang (nur so, ohne Rechtfertigung durch “Gesundheit” oder “Freizeit” ‑und dafür eine halbe Stunde weniger Arbeit?)
Vielleicht etwas mehr Glauben und Vertrauen. Vielleicht könnte man trainieren, sich etwas weniger von Misstrauen, Selbstrechtfertigung, Angst bestimmen zu lassen. Wie wär’s mit ein bisschen kindlicher Freude am Leben ‑ wenigstens ab und zu mal?
Vielleicht etwas mehr Liebe und Frieden. Vielleicht könnte man trainieren, das Leben nicht als dauernden Kampf aller gegen alle zu sehen. Wie wär’s mit dem Versuch zu erkennen, dass manche Menschen in der eigenen Umgebung ausgesprochen erfreuliche und liebenswerte Züge haben ‑ trotz allem, was einen auch immer wieder stört.
Diese Überlegungen sollen kein Rezept sein! Es wäre schön, wenn jeder für sich das an Abbruch und an Sich‑öffnen finden würde, das ihm guttut und für ihn heilsam ist.
Wie werden Sie die Fastenzeit gestalten?
FASTENKALENDER
Vor der Fastenzeit wird ein Fastenkalender verkauft. Der Kalender gibt für jeden Tag der Fastenzeit einen kleinen Impuls mit auf den Weg, Anregungen für Familie und Gemeinde. Auch für die Arbeit mit den Kommunion‑Kindern hält der Fastenkalender einige Tipps.
Hallo Fastenzeit
… wie ich darauf komme? Also letzten Karneval … Also wenn Se dreißig Pfund über normal haben und ein unvorteilhaftes Kostüm … Kein Mann hat mich angeguckt … Allerhöchste Eisenbahn, denke ich. Und seitdem mache ich Fastenzeit … Was lachen Sie? Eigentlich komisch, daß die Kirche ‑ Sie sind doch auch katholisch, nicht? also daß die Kirche die Fastenzeit abgeschafft hat, gerade in der heutigen Zeit, wo man so viele rumlaufen sieht die das Fasten nötiger hätten als ich. Sie kennen doch die von gegenüber, na ich will keine Namen nennen … Wie bitte? Also erst war’s ja ein Schlauch …. Fast nur Eier futtern. Mayer‑Diät oder so ähnlich. Das war nix. Aber jetzt habe ich was Tolles! Aus der “Brigitte”. Heute Mittag zum Beispiel gibt’s ein Filetsteak vom Rind, ohne Fett natürlich, mit gebackener Ananas und Körrireis. Morgen Krabben in Weißweinsoße, Müssen Se mal probieren, mit viel Dill, lecker, sage ich Ihnen! Morgens und abends ist es immer ein bißchen knapp, aber es schmeckt immer toll! Meine Familie motzt schon, wenn se in ihrem Eintopf herumstochern und zugucken müssen. Wie bitte?… Doch, doch, natürlich, die ersten zweiundzwanzig sind schon runter. der Rest kommt noch. Wie hieß noch der Fastenspruch? Judica ‑ sind sie auch noch da. Die letzten Pfunde natürlich, hahahaha! Und: Palmarum ‑Tralarum. Dann ist es vorbei und man freut sich auf die Ostertorte. Also wirklich, man sollte die Fastenzeit wieder einführen. Ist doch auch viel gesunder! Statt dessen sagt unser Pfarrer neulich, wir sollten geistig fasten oder so, hahahaha! Als ob ich dreißig Pfund von meinem Geist abfasten könnte … Hallo, hören Sie noch? …
aus: ASPEKTE März 1976 (immer noch aktuell)
Fastenzeit - warum?
Fasten ‑ warum ? Damit Essen und Trinken, damit die eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht wichtiger werden als der Glaube und das Leben in der Gemeinschaft mit Gott! Und wenn die Gefährdung für den Glauben an dieser Stelle liegt, darin sollte man ruhig mal seine “Eßgewohnheiten” umstellen oder auf Alkohol verzichten oder nicht rauchen oder …
Schwieriger wird es schon, wenn die Gefährdung von anderer Art ist. Wie soll ich “fasten”, wenn ich plötzlich feststelle, daß das Geld für mich eine Rolle spielt, die den Glauben an den Rand zu drücken droht.
Oder wenn die Arbeit und der berufliche Erfolg an die erste und entscheidende Stelle der Werteskala rückt.
Oder wenn die Abhängigkeit von der Zustimmung meiner Umgebung mich zu beherrschen droht.
Wenn ein großer Teil der Bevölkerung von Gott, Glaube und Kirche überhaupt nichts mehr hält, dann ist das ein starkes Argument dafür, in der Fastenzeit dem eigenen Glauben und seiner Gefährdung etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Nicht schlecht wäre es, in diesem Zusammenhang noch einmal die Erzählung von der Versuchung Jesu (z.B. Lk 4,1‑13) zu meditieren.
B. Staßen
Wer bin ich?
Ich bin des Maskentragens so müde,
mein Gott,
und doch kann ich mich meiner Maske
nicht entledigen.
Wie oft sieht es so ganz anders aus in mir,
als ich mich nach außen hin gebe.
Ich fürchte,
ganz allein dazustehen mit meiner Art,
Menschen und Dinge zu sehen.
Mir ist bange
vor dem unbarmherzigen Zugriff derer,
die vorschnell mit starren Urteilen
bei der Hand sind.
Du weißt,
daß ich in so vielem
nicht der, nicht die bin,
für den, für die meine Umwelt mich hält.
Mich zu verbergen,
verleiht mir ein Stück Sicherheit;
aber es macht mich auch einsam.
Ich kann eine Rolle spielen
und zugleich mein eigener Zuschauer sein.
Was ist echt?
Was ist gespielt?
Oft weiß ich es selber nicht.
Du siehst mich an.
Du kennst mich.
Vor dir kann ich rückhaltlos ausbreiten,
was mich im Innersten bewegt.
Ich bin immer schon verstanden.
Ich bin immer schon angenommen.
Deinen Augen bin ich kostbar,
wie unansehnlich ich mir selber auch vorkommen mag.
Dein Gedanke bin ich.
Hilf mir, daß ich mich sehen lerne
im Spiegel deines Angesichtes.
S. Naegeli