Gedanken aus der Gemeinde
zu den Themen Caritas/Barmherzigkeit, Flüchtlinge, Segen der Sternsinger …
ASPEKTE zum Thema Caritas
ASPEKTE zum Thema Flüchtlinge
Ubi caritas et amor - deus ibi est
Gedanken vom PGR-Wochenende 2007
“Wo die Liebe und die Güte wohnt, da wohnt Gott”
Der Pfarrgemeinderat hat sich auf seinem Arbeitswochenende Anfang November 2007 mit der immer dringenden Frage nach Caritas in unserer Gemeinde beschäftigt. Die klassischen Werke der Barmherzigkeit wurden übertragen in unsere Zeit und vor allem in unsere Gemeinde. Da gibt es ganz viel, da wird geholfen und unterstützt, es gibt Initiativen, von denen man vielleicht noch gar nicht so richtig weiß – deshalb steht in Zukunft in der „neuen stadt” immer mal wieder ein entsprechenden Hinweis. Aber auch in Hochdahl fehlen viele denkbare Unterstützungsmöglichkeiten, die nötig wären. Und auch hier muss die Gemeinde dran bleiben. Kommen wir ins Gespräch über Barmherzigkeit heute – dazu lädt die Aktion ein, die an diesem Wochenende in den Gottesdiensten vorgestellt wird. Anlass zu den besonders gestalteten Gottesdiensten ist nicht nur das PGR-Wochenende, sondern auch der Gedenktag der heiligen Elisabeth von Thüringen, den wir am 19. November feiern. Elisabeth ist ein Vorbild, das auch nach 800 Jahren noch oder wieder aktuell ist. Lassen wir uns von ihr mitreißen und anstiften zur Barmherzigkeit.
-Für den PGR: D. Ballhaus-
Elisabeth von Thüringen - Wie sieht es bei uns aus? Was können wir tun?
Wer war die Heilige Elisabeth von Thüringen?
Elisabeth wurde vor 800 Jahren geboren. Als ungarische Königstochter heiratete sie mit 14 Jahren den Landrafen Ludwig von Thüringen.
In dieser Zeit kümmert sie sich um Arme und Hungernde.
Berühmt ist das sogenannte Brot- und Rosenwunder: als sie von ihrem Mann zur Rede gestellt wird und er sie kontrolliert, findet er in ihrer Schürze kein Brot, sondern Rosen.
Und sie verweigert desöfteren die Teilnahme an Speisegelagen, da sie erkennt, dass der übermäßige Luxus des Adels durch die Ausbeutung der Armen zustande kommt. (Eine Vordenkerin des fairen Handels.)
Als sie 20 ist, stirbt ihr Mann. Sie verlässt freiwillig die Wartburg, sie gründet in Marburg ein Hospital und wird dort Pflegerin. Aus ihrem tiefen Christusglauben heraus will sie radikal arm leben wie Franziskus – dem Namenspatron unserer Gemeinde -, will sie handeln, wie Jesus selber gehandelt hat.
Ausgezehrt durch ihre Arbeit stirbt sie schon mit 27.
Bereits 4 Jahre später wurde sie heilig gesprochen und wird von allen christlichen Konfessionen aufgrund ihrer radikalen Nächstenliebe zu den Armen verehrt.
Ihr Motto: „Man muss die Menschen froh machen. Wie kann ich eine goldene Krone tragen, wenn der Herr eine Dornenkrone trägt.”
Auch 2007 ist Elisabeth immer noch aktuell: auch heute ist die soziale und wirtschaftliche Situation vieler Menschen in Deutschland und weltweit mehr als problematisch.
Elisabeth lebte auf Seiten der Reichen und setzte sich für die Armen ein, selbstlos, ohne darüber nachzudenken „was ihr ihre Hilfe einbringt”.
Sie ist mehr als edel, anrührend und caritativ,
sie lebt ihren Glauben,
sie kritisiert ganz praktisch den Zeitgeist damals – aber auch heute: gegen Ellenbogenmentalität, Ausgrenzung und Ausbeutung.
Um Elisabeth richtig zu verstehen:
Was bedeutet es Christus heute nachzufolgen?
Wie können wir die Option für die Armen heute leben?
Wo müssen wir heute Kritik üben, am Zeitgeist, an den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen? Was können wir tun?
Wie sieht es bei uns aus?
Wie können wir als Franziskusgemeinde Franziskus und Elisabeth – und somit Christus nachfolgen?
Der PGR möchte die Gemeinde zum Nachdenken über das Thema Barmherzigkeit in unserer Gemeinde einladen. Und benötigt auch die Rückmeldung durch die Gemeinde.
<<Du gehörst dazu>> - Werke der Barmherzigkeit heute
Es ist leicht gesagt: “Du gehörst dazu!”
Es ist ein hoher Anspruch.
Es ist ehrlich gemeint.
Nicht so einfach ist es allerdings, dies auch immer umzusetzen.
Wie können und sollten wir heute barmherzig leben?
Wie kann sich jeder willkommen fühlen?
Die Werke der Barmherzigkeit heute
-Ich höre Dir zu. – Denen zuhören, denen keiner zuhört.
-Ich rede gut über Dich. – Denen Ansehen geben, die übersehen werden.
-Ich gehe ein Stück mit Dir. – Orientierungslosen Hilfe und Rat geben.
-Ich teile mit Dir. – Jene nicht leer ausgehen lassen, denen das Nötigste fehlt.
-Ich besuche Dich. – Einsame, Fallengelassenen, “Fortschrittsverlierer” aufsuchen.
-Ich bete für Dich. – Auf Gott aufmerksam machen, für Lebende und Verstorbene beten.
Die Sternsinger bringen den Segen zum Jahreswechsel
DIE STERNSINGER IN HOCHDAHL
In jedem Jahr ziehen die Sternsinger Anfang Januar durch die Gemeinde.
Der Sinn dieser Sternsinger‑Wanderung ist, vom Glauben an den menschgewordenen Gott zu künden und den Segen des Christkindes für die Wohnungen und die Menschen zu erbitten
‑ und nicht, um “Spenden” zu sammeln.
Die Weisen aus dem Morgenland zogen in das ferne Land und fanden dort, was sie erhofft hatten: den “neugeborenen König der Juden”, den Heiland, den Herrn. Wenn der Gang der Sternsinger den Glauben und die Hoffnung in der Gemeinde stärkt, dürfen auch wir damit rechnen, dass wir ihn finden ‑ den König, den Heiland, den Herrn.
„C+M+B”: Ein Segen! – Keine “Spendensammlung”.
“Ich hatte noch nie Könige in meiner Wohnung!” Ähnlich freundlich‑ehrfürchtige Worte bekommen die Sternsinger sicher nicht überall zu hören. Immer aber werden sie mit Freude und großer Spannung erwartet, vor allem, wenn kleinere Kinder im Hause wohnen. Vorsichtig und manchmal scheu nähert sich dann wohl mal ein Kind den „Königen” und streicht behutsam und andächtig über das prächtige Gewand: „Bist du echt?”
20 Mädchen und Jungen aus den Meßdienergruppen oder der Mini‑Capella haben sich mit viel Bereitschaft und Begeisterung daran gemacht, die Familien zu besuchen, die sich das gewünscht hatten. Betreut wurde die königliche Kinderschar von zwei helfenden Müttern (vielleicht macht dies nächstens die Meßdienergruppe). Geschickte Elternhände zum Schneidern der phantasievollen Kostüme und zum Basteln des Sternes und der ehrfurchtgebietenden Kronen waren natürlich unverzichtbar. Hinzu kam der Fahrdienst zum Transport von Haus zu Haus.
Nach einer “Aussendungsmesse” geht es dann los. Eine Besinnung auf das Wichtigste der Aktion: das Geschenk der Geburt Christi noch einmal zu den Menschen zu tragen.
Um die 80 Haushalte werden von unseren Sternsingern besucht, etwa sechs Gruppen sind zwei Tage lang unterwegs.
Ein gar nicht so leichter “Job” für unsere Kids.
Dann stehen sie im Wohnzimmer mit ihrem Stern, vielleicht noch ein wenig schüchtern, singen die schönen Lieder “Stern über Bethlehem” und “Wir kommen, daher aus dem Morgenland” , sprechen ihren Segensspruch ‑ natürlich für die Menschen, nicht für tote Steine ‑ schreiben ihr Symbol 20 * C + M + B * 10 außen an die Haustür oder an den Türpfosten ‑ und sind schon wieder unterwegs zur nächsten wartenden Familie. Und sie freuen sich, wie man hört, schon auf das nächste Jahr.
C + M + B, oft fälschlicherweise als die drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar verstanden.
Die tiefere Bedeutung aber ist:
CHRISTUS MANSIONEM BENEDICAT Christus segne dieses Haus
In den Hintergrund tritt der vielfach und teilweise auch in den Medien als wichtigster Zweck beschriebene Aspekt, nämlich das Sammeln von Spenden. Aber auch unsere Sternsinger können sich der oft sehr beachtlichen Spendenfreudigkeit ihrer “Klientel” nicht ganz verschließen, die Spenden werden für caritative Zwecke verwendet.
(Z.B. für ein Kinderheim in Peru)
Warum ziehen die Sternsinger durch Hochdahl?
“Sternsinger”: Kinder in feierlichen Gewändern, eine Krone auf dem Kopf, das Bild eines Sterns in der Hand ‑ so ziehen sie durch Hochdahl, singen ihre Lieder und malen ihr C+M+B an die Türen der Leute, die ihr Kommen gewünscht haben. Und was soll das?
Sie spielen das nach, was am Fest der Heiligen Drei Könige, am 6. Januar, gefeiert wird (zumindest in unseren Breiten ist das Fest der Erscheinung des Herrn vor allem auf diese “Offenbarung an die Heidenwelt” spezialisiert). Sie spielen nach, wie die Weisen, die Magier, die Könige sich auf den Weg gemacht haben, geführt von einem Stern, um den “neugeborenen König der Juden” zu suchen. Menschen auf dem Weg zum Christkind ‑ das ist also der erste Sinn dieses Brauches der Sternsinger.
Und dann versammeln sie sich in der Kirche beim Christkind. Und dann werden sie “ausgesandt”, hinaus gesandt zu den Menschen in Hochdahl. Warum? Doch wohl, weil den Menschen in Hochdahl erneut (und es muss immer wieder geschehen) gesagt, verkündet werden soll, dass auch für sie der Retter erschienen, der Sohn Gottes geboren ist. Und jeder, der die Botschaft (vielleicht im Lied) hört und annimmt, dem wird “Segen” geschenkt. Deshalb die Schrift C+M+B, Christus mansionem benedicat ‑ Christus segne das Haus – in jedem Jahr wieder.
Die Sternsinger ziehen durch Hochdahl. Sie suchen den “neugeborenen König” und erbitten den Segen Gottes für die Menschen. Das sollte ‑ für die Kinder und die Erwachsenen der eigentliche Sinn dieses schönen Brauchs ein und bleiben! Und die Hochdahler Gemeinde sollte sich nicht beirren lassen in ihrer “Deutung der Sternsinger”, auch wenn fast alle anderen meinen, die Sternsinger seien eine Truppe zum Einsammeln von Spenden.
(Was kann denn die Erwachsenen hindern, ihre Spende für die notleidenden Kinder anders auf den Weg zu bringen? Oder brauchen sie die “süßen Kleinen”, damit ihr Herz so richtig weich wird?)
B. Staßen
Was ist schon normal? - Gedanken von Jugendlichen zum Thema Behinderungen
Am Freitag, dem 30. März 2007 versammelten sich 31 Teilnehmer und 4 Leiter am Millrather S-Bahnhof um sich (seit langem wieder mit Bus und Bahn) auf den Weg in das 9. SAW-Wochenende zu machen. An diesem Wochenende beschäftigten wir uns mit dem Thema „Was ist schon normal?” auf unterschiedlichste Art und Weise. Das Thema bezog sich auf Behinderungen, Menschen mit Behinderungen und deren Probleme im Alltag.
Bevor es am Samstag mit den thematischen Teilen losging, wurden am Freitag noch die Spülpläne eingeteilt und der Abend mit altbekannten Spielen wie dem Besteckspiel verbracht.
Am Samstagmorgen ging es nach einer kurzen Nacht früh los. Nach der Morgenrunde und dem Frühstück startete der erste thematische Teil. Dieser war ein Schreibgespräch passend zum Thema „Was ist schon normal?”. Einerseits stellten wir uns die Frage, was „normal” ist und ob es „normal” überhaupt gibt, andererseits haben wir eigene Erfahrungen, die wir mit behinderungen Menschen gemacht haben, untereinander ausgetauscht und uns die Frage gestellt, ob man das Wort „Spasti” als Schimpfwort verwenden sollte.
Nach dem Schreibgespräch folgte sofort der nächste Teil, ein Selbstversuch:
Es wurde ein Parcours aufgebaut, den alle Teilnehmer mit einem Rollstuhl bewältigen mussten. Da dies erstaunlich
gut klappte und jeder Spaß daran gefunden hatte, wurde – nachdem alle Teilnehmer den Parcours bewältigt hatten –
noch ein kleines Wettrennen vor dem Haus veranstaltet.
Da viele Freude am Rollstuhlfahren gefunden hatten, blieb keiner von den fünf Rollstühlen in der Mittagspause still stehen. Nach der Mittagspause stand der Kreativteil an, der dieses Mal anders aussah als sonst. Anstatt etwas zu basteln, wurden Gruppen eingeteilt, welche über Behinderungen aller Art, Menschen mit Behinderungen und deren Probleme im Alltag diskutierten. Ebenso wurden Erfahrungen ausgetauscht und die Ergebnisse festgehalten, damit man diese bei dem diesjährigen Pfarrfest präsentieren kann.
Nachdem kein Diskussionsbedarf mehr vorhanden war, hielten wir einzelne Punkte in Fotos fest, auf denen meist die Probleme der Menschen zu sehen waren. Doch auch dieses SAW sollte nicht ganz ohne den altbekannten Kreativteil bleiben. Es stand, wie schon beim dritten SAW, Action-Painting auf dem Plan. Nach einer halben Stunde und mehreren bunten Tennisbällen waren alle erschöpft und stolz darauf, dass ein so schönes buntes Tuch entstanden war. Da wir eh schon alle dreckig waren und doch noch einen Funken an Elan verspürten, spielten wir noch British Bulldog und Rübenziehen. Danach hatten definitiv alle eine Dusche nötig. Nach dem Abendessen fand noch der Wortgottesdienst statt und danach stand der Samstagabend zur freien Verfügung. Die einen nutzten ihn, um Zeit mit anderen zu verbringen, andere wiederum trafen sich im Gemeinschaftsraum und spielten Spiele wie zum Beispiel Evolution oder Zeitungskloppe. Der Sonntagmorgen begann mit einer Massagekette. Nach dem Frühstück wurden noch kleine Spiele wie „Romeo und Julia”, „Schallmauer” und „Elefantendrehen” gespielt. Nach dem Mittagessen musste das Haus aufgeräumt werden und pünktlich um 15 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Hause. Um 17 Uhr kamen wir geschafft am Millrather Bahnhof an und man kann sagen, dass das Wochenende ein voller Erfolg war und jeder Lust auf ein nächstes hat.
Rebecca Tenter
Gescheitert in der Ehe?
Droht Ihre Ehe zu scheitern? Sehen Sie aber noch eine Chance?
Dann wenden Sie sich an die kath. Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen
Am Wehrhahn 28, 40211 Düsseldorf, Tel. 0211-179337-0
Was ist mit denen, deren Ehe scheitert?
Gerade diese bräuchten doch besonders das Herz und den Segen unserer Kirche.
Als Franziskusgemeinde Hochdahl möchten wir ausdrücklich sagen, dass nach unserer Auffassung auch die “Gescheiterten” dazu gehören.
Mögen der Segen Gottes in dieser schweren Zeit mit ihnen und viele tröstende und helfende Menschen um sie sein.
Jesu Verhalten den Gescheiterten gegenüber macht Hoffnung!
Wer überlegt, seine Ehe annulieren zu lassen, kann sich über das Erzbistum Köln informieren:
www.erzbistum-koeln.de/erzbistum/Offizialat
Eine Ansicht dazu aus der Gemeinde:
Geschieden und wiederverheiratet: Ausgeschlossen?
In Rom ist man offenbar daran interessiert, die Diskussion um die Zulassung der wiederverheirateten Geschiedenen zum Sakramentenempfang alsbald zu beenden. Nachdem die Bischöfe von Freiburg, Mainz und Rottenburg, die in einem Seelsorgs‑Schreiben die Gewissensentscheidung des Einzelnen in den Vordergrund gestellt hatten, schon “zurückgepfiffen” worden sind, will der päpstliche Familienrat nunmehr, daß wiederverheiratete Geschiedene “grundsätzlich von der Eucharistie und vom Beichtsakrament ausgeschlossen bleiben” (CiG, 9. 3. 1997).
Das darf nicht das letzte Wort sein. Weil keines der anstehenden Probleme gelöst wird und autoritäre Entscheidungen gerade in der Kirche von heute die vielen Fragen nicht zum Verstummen bringen können.
Der Konflikt ist klar. Da ist auf der einen Seite der katholische Christ, dessen Ehe aus Gründen, die vielfältiger Art sein können, gescheitert ist, der eine neue Verbindung eingegangen ist und eine neue bürgerliche Ehe geschlossen hat. Er möchte in dieser Situation seinen Glauben weiterleben und an die nächste Generation weitergeben. Dazu gehört für ihn die Teilnahme am Gottesdienst und am Abendmahl.
Auf der anderen Seite steht das Faktum, daß die zweite bürgerliche Ehe kirchlich nicht anerkannt werden kann, weil die aus den Worten Christi und den Paulusbriefen (Mt 19, 3‑9, 1 Kor 7, 10‑11) hergeleitete Unauflöslichkeit der (ersten) Ehe entgegensteht und die katholische Kirche von dem Verbot, eine neue ‑ zivile und/oder kirchliche ‑ Ehe zu schließen, anders als die evangelische Kirche und die Ostkirche, keine Dispens erteilt. Das ist verständlich, weil der Charakter der Ehe als unauflösliche Lebensgemeinschaft ein hohes schützenswertes Gut ist. Der entgegen diesem Verbot Wiederverheiratete lebt daher in einer kirchlich ungültigen Ehe.
Diese kirchenrechtliche Situation soll nicht in Frage gestellt werden. Aber es stellen sich daraus Fragen für die Betroffenen: Warum leitet die Kirche den Ausschluß vom Abendmahl (und vom Beichtsakrament!) aus der bürgerlichen Zweitehe her, die ja doch kirchenrechtlich unbeachtlich, ein “Nullum”, ist? Wird so die Eucharistie nicht als Werkzeug eingesetzt, die Unauflöslichkeit der Ehe auch auf der zivilen Seite abzustützen? Das macht zwar Sinn, weil faktisch eine zweite Ehe gelebt wird und der Wiederverheiratete die Unauflöslichkeit der ersten Ehe für sich nicht anerkennt. Aber muß die darin liegende Verletzung der Ordnung den Betreffenden auf Dauer von einer vollen Teilnahme am kirchlichen Leben ausschließen?
Oder stört vielmehr der Umstand, daß der Geschiedene nunmehr in einer neuen Geschlechtsgemeinschaft lebt? Daß hier der “Knackpunkt” liegt, läßt sich daraus schließen, daß die Kirche die Teilnahme am Abendmahl gestattet, wenn die Wiederverheirateten versprechen, geschlechtlich enthaltsam zu leben. ‑ Wie soll man all das zusammenreimen?
Ganz anders wird die Problematik, wenn die Lebensschicksale der Wiederverheirateten in den Blick genommen werden. Wie viele enttäuschte Hoffnungen, verweigerte Liebe, Verletzungen und Verzweiflung sind letztlich der Gewißheit des Scheiterns vorausgegangen! Ganze Lebensentwürfe lösen sich in ein Nichts auf. Und wie viele Unsicherheiten, Mißtrauen und persönliche Verletzlichkeiten bleiben, vielleicht auf Dauer! (Ob die Kirche, die Gemeinde, hier geholfen hat? In so etwas mischt man sich ungern ein.) Daß Menschen in dieser Situation eine neue Verbindung suchen, ist nur natürlich. Oft sind da auch die Kinder, deren Versorgung und Erziehung einem Einzelnen zu viel wird; oft ist es auch wirtschaftliche Not, die nach Hilfe suchen läßt. Daß die zweite Ehe gelingen kann, ja alle Elemente einer christlich gelebten Verbindung enthalten kann, läßt sich vielfach belegen.
Hat hier die Kirche außer einem “Halt!” nichts zu sagen? Will sie den Wiederverheirateten wirklich als “Dauersünder” durch den Sakramentenentzug bestrafen (und den Partner, für den es sich um die erste Ehe handelt, gleich mit)?
Um es noch einmal deutlich zu machen: Hier ist ein kaum auflösbarer Konflikt gegeben, jedenfalls ein Konflikt, der glatte, einfache Lösungen ausschließt. Klarzustellen bleibt, daß die verbreitete Auffassung, der wiederverheiratete Geschiedene sei exkommuniziert, nicht zutrifft; er bleibt grundsätzlich vollberechtigtes Mitglied der Kirchengemeinschaft, (wie sehr er sich von der Kirche “ausgestoßen” fühlt, ist eine andere Frage). Die Problematik läßt auch generelle, für alle ohne weiteres gangbare Wege nicht zu. Die südwestdeutschen Bischöfe hatten dafür plädiert, die Frage des Sakramentenempfangs der Gewissensentscheidung der Betroffenen zu überlassen. Ob damit die subjektiven Elemente nicht ein zu großes Gewicht bekämen? Die Festlegung einer allgemeinen Karenzzeit dürfte jedenfalls als Lösung kaum geeignet sein. Wichtig ist, daß in jedem Fall genau hingeschaut wird, was allerdings mühsam ist, weil auch nur schwer Maßstäbe für die Entscheidung über die Zulassung zum Abendmahl zu finden sind. Im Vordergrund sollte daher auf jeden Fall ein Gespräch mit einem Geistlichen stehen.
Es bleibt zu hoffen, daß die Diskussion weitergeht und alle, wirklich alle Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Nicht ganz ohne Belang ist auch die gesellschaftliche Realität, wie sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat ‑ sicherlich auch durch nachlassende Autorität der kirchlichen Ordnungsvorstellungen, durch Befreiung von gesellschaftlichen Sanktionen, durch ein anderes Verständnis von Sexualität und durch schwindende Leidensbereitschaft. Wenn heute rund ein Drittel aller Ehen geschieden wird (der Anteil im katholischen Bereich dürfte nicht wesentlich geringer sein) und die Geschiedenen sicherlich zum größeren Teil eine neue Ehe eingehen, dann darf man nicht mehr hoffen, durch Sanktionen eine Trendwende zu erreichen.
Herman Lucas