Heilig Geist Kirche
Brechtstraße 5-7 (Sandheide)
Rückblick zum Festprogramm 40 Jahre Heilig Geist Kirche (2012) – Ein Haus aus lebendigen Steinen
Gedanken zur Heilig Geist Kirche
Rückblickende Gedanken zum Jubiläum
WAS VON 40 JAHREN HEILIG GEIST BLEIBT
Puh, das war schon ein erstaunliches Vierteljahr – und für die, die alles vorbereitet
haben, ein beachtliches ganzes Jahr! Meine Güte, was haben Sie nicht
alles auf die Beine gestellt, und wie toll haben sich so viele von Ihnen beteiligt!
„Erfolg ist keiner der Namen Gottes”, habe ich einen geistlichen Meister sagen
hören, und recht hat er! Aber wenn etwas so dem Ganzen dient, wie das, was
wir erlebt haben, dann ist es wohl auch Gottes Wille?!
Unsere Gemeinde hat gezeigt, dass ihre Mitglieder, egal zu welcher Richtung
sie sich zählen, zusammenarbeiten wollen. So will Jesus Christus von uns
ausgestrahlt und dargestellt werden. Das hat der Heilige Geist, der
Namensgeber unserer Jubiläumskirche, wohl so gewollt!
Es bleibt also die gute Erfahrung, dass wir durch Krisen gehen und uns durch
Wohlwollen und Vergebung erneuern lassen können. Und: Der Vorschlag, den
zu diesem Anlass geschaffenen Kreuzweg mit seinen 15 Stationen in Heilig
Geist dauerhaft anzubringen, wurde im PGR beraten und positiv entschieden.
Sein Schöpfer Jan Masa will ihn der Gemeinde sogar schenken. Ist das nicht
wunderbar? Dann können wir den Kreuzweg demnächst meditieren und gehen
wie in St. Franziskus.
Ihr Christoph Biskupek
Festprogramm 23.2. - 3.6.2012
Fotoausstellung Hl. Geist 2012
Der Kreuzweg in der Heilig Geist Kirche von Jan Masa
Vortragsreihe und Fotoausstellung zum 40. Jahrestag der Grundsteinlegung (2009)
“Heilig Geist” - Kirche in der neuen Stadt
Nach dem Konzil hat sich – anknüpfend an die Anfänge – ein neuer Typ von liturgischer Gottesdienstfeier entwickelt. Nicht nur Kult vor Gott, sondern auch Zusammenkunft von Menschen, die sich etwas zu sagen haben. Und unter der Hand verwandelt sich der Raum, in dem das geschieht. Aus der festungsartigen Burg der Romanik, aus der wohlgeordnet nach vorn ausgerichteten, langgestreckten, himmelaufragenden gotischen Halle, aus dem Thronsaal Gottes des Barock wird der Rundbau, der Tisch in der Mitte, bescheiden eingebettet mitten unter den Wohnungen der Menschen.
Die Idee
Johannes Meixner, von 1958 bis 1972 Pfarrer in Hochdahl, erkannte früh die Notwendigkeit eines Kirchbaus in dem ersten großflächig entstandenen Wohnviertel Sandheide. Er wusste auch um das „neue” und doch so uralte Bild von Kirche. Er konnte viele in der damaligen Gemeinde davon überzeugen, den Auftrag zur Planung und Ausführung zu diesem Bau Prof. Gottfried Böhm zu übergeben, einem Architekten, dem er zutraute, diese Vorstellung auch umzusetzen. Im Advent 1969 wurde der Grundstein gelegt. 1972 konnte die Kirche eingeweiht werden. Seither prägt dieser Bau die Hochdahler Gemeinde. Und Gottfried Böhm ist mit diesem Bau auch einer der Seelsorger dieser Gemeinde!
Kirchenraum
Von welcher Seite man auch zu „Heilig Geist” gelangen will – immer führt der Weg durch einen engen Zugang nicht gleich in den Kirchenraum, sondern zunächst auf einen weiten Platz, durch umliegende Gebäude geschützt. Bäume und Brunnen machen daraus eine Oase, nicht abgeschlossen, sondern offen für den „Durchgangsverkehr”. Wie viele schöne Feste sind auf diesem Hof schon gefeiert worden: Taufen und Hochzeiten, Pfarrfeste, Ökumenische Gemeindefeste! Kirche, lebendige Kirche aus lebendigen Menschen!
Wer dann den Kirchenraum betreten will (ganztätig offen!), muss noch einmal durch einen „Schlund”. Ist der Vergleich mit dem Geburtskanal der Mutter so ganz abwegig? Und wieder öffnet sich ein weiter Raum, schlicht gehalten, aber in dieser Einfachheit voller Würde. In der Mitte, nur ein wenig erhöht, der Altar: Versammlung der Gemeinde um das Wort der Schrift und um den Tisch des Herrn. Und alle, die mitfeiern, auf einer Ebene, keine hervorgehobenen Sitze für den Vorsteher der Liturgie: Kirche aus vielen Gliedern. Jeder mit seiner Gnadengabe (1 Kor.12), einer so wertvoll wie der andere!
In der neugotischen Franziskuskirche in Trills wird der Weg des Menschen auf Gott zu veranschaulicht – hier in „Heilig Geist” die entgegengesetzte Richtung betont: die Hereinkunft Gottes in die versammelte Gemeinde, zu den versammelten Menschen. Und über dieser Gemeinde das schützende Dach, in unterschiedlicher Höhe gestaffelt, das höchste – wie ein Baldachin – über dem Altar.
Diese Dachlandschaft wird getragen von einem „Gerüst” aus Zeltstangen, von Bäumen mit vielen Verästelungen, einem Netz, das sich schützend über die Menschen legt, kunstvoll verknotet. Jeder kann sich gefangen nehmen lassen von wunderbaren Licht- Bildern, die vor allem am Morgen auf die Wände gespiegelt werden.
Haben Sie schon einmal den Fußboden wirklich wahrgenommen? Am schönsten kann man ihn von oben, von der Empore aus sehen: einfache Dachziegel (Biberschwänze) ordnen sich zu großen runden, nicht immer vollendeten Formen, jeweils um einen sonnenartigen Mittelpunkt, alle in warmem Ziegelrot, wie die Farben der Decke, die Holzwände hinter dem Altar. Zur (Schildsheider) Straße hin schützt eine starke Betonmauer, oben ein Stück in den Raum kragend. Wer darunter auf der Rückbank sitzt, kann den Eindruck einer bergenden Höhle gewinnen. Zum Hof hin Fenster, leider verhüllt durch weiße Vorhänge, um den Beter vor dem „Durchgangsverkehr” zu schützen. Haben Sie einmal erlebt, wenn die Vorhänge beiseite geschoben und der Blick nach draußen frei ist, etwa am Ostermorgen, wenn allmählich das Tageslicht anbricht und das Osterfeuer auf dem Hof noch lange in den dämmrigen Raum hineinleuchtet?
Das Sakramentshaus (Aufbewahrungsort der eucharistischen Gaben, vor allem für die Kranken der Gemeinde, aber auch zum stillen Verweilen vor der „Gegenwart Gottes”, auf die das brennende Licht – der brennende Dornbusch – hinweist), wie der Altar und der Fußboden gebaut aus Ziegeln, geborgen (und herausgehoben) durch den Turm, der aus dem Raum nach draußen ragt. Und der Taufbrunnen, wie ein Dorfbrunnen geformt, mit lebendigem, aus der Tiefe aufsprudelndem Wasser, Zeichen steter Erneuerung.
Gebaute Skulptur
Heilig Geist, eine Kirche mit vielen Ecken und Winkeln, eine geformte, gebaute Skulptur. Und wenn man wieder nach draußen will, muss man wieder durch enge Schluchten – und der Weg geht in die Weite des Lebens! Psalm 18 „Du führst mich hinaus ins Weite!”
Wie man ein gutes Bild, eine gute Musik, ein gutes Gedicht nicht immer sofort begreift, so erschließt sich dieser Kirchbau nicht auf Anhieb. Man muss immer wieder hinsehen, die Idee des Baus zu entdecken, zu entziffern versuchen. Und ihn erleben in den großen Gottesdienstfeiern im Jahr: Firmung, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostermorgen. In verschiedenen Lichtverhältnissen, bei den vielen großen Konzerten, den Musikspielen um die biblische Verkündigung und bei Pfarrversammlungen: da wird ER spürbar, der Geist Gottes unter den Menschen. Kurz nach der Einweihung traf ich Prof. Böhm mit seiner Frau in der Kirche. Seine Frage: „Welchen Namen hat die Gemeinde denn der Kirche gegeben?” Auf meine Antwort: „Heilig Geist” erwiderte er: „Ein sehr anspruchsvoller Name!”.
Gerd Verhoeven
Das Pfarrzentrum Heilig Geist - eine Deutung
…. oder lieber St. Marien oder St. Thomas?
Drei schmale gassenartige Zugänge führen auf den Hof des Pfarrzentrums an der Brechtstraße. Und man ist gleich gefangen von der Geschlossenheit des Platzes. Die Harmonie der Baukörper ‑ der Kirche mit ihrem aufragenden, gegliederten Turm, des Kindergartens, der Wohnungen und der Versammlungsräume und die lebendige Gestaltung durch Brunnen und Platanen tun ein übriges: Wir befinden uns auf dem mit Abstand schönsten Platz Hochdahls. Da er Teil des öffentlichen Wegenetzes ist, wird er auch als Durchgang genutzt. Aber er verlangt geradezu danach, daß ganz viele Menschen sich auf ihm versammeln. Oder täuscht mich da nur die Erinnerung an die vielen Feste, die die katholische Pfarrgemeinde, seit einigen Jahren zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde, dort gefeiert hat?
Beim Eintritt in die Kirche (die ganztägig geöffnet ist) wird der Blick magisch nach oben gezogen: in das grüne “Gerüst! Und wirklich, wie aus Elementen eines Baugerüstes zusammengesetzt, auf acht schlanken Säulen ruhend, trägt ein Gewirr von Stahlrohren die Dachkonstruktion. Hat man bei der Fertigstellung der Kirche den Abbau vergessen?
Das “Gerüst” dient sicherlich einem konstruktiven Zweck. Aber es ist schön, wenn man will, eindrucksvoll schön. Schauen Sie einmal ‑ und immer wieder und von unterschiedlichen Positionen ‑, wie es aus den Säulen hinauswächst, wie lebendig die verschiedenen Ebenen der Konstruktion ineinander greifen, wie hinter dem grünen Gestänge die warmrote Dach”landschaft” erscheint ‑ große Blöcke, in unterschiedlicher Höhe dynamisch zugeordnet mit höhlenartig wirkenden Aussparungen ‑ für mich ein immer wieder faszinierender Anblick (dem ich manchen Moment der Andacht geopfert habe). Die Lichtbänder um den runden Kirchenraum sorgen für weitere Lebendigkeit.
UND DIE DEUTUNG DER DACHKONSTRUKTION?
Der Architekt hat uns da keine “Gebrauchsanweisung” hinterlassen. Eine Fortsetzung des Waldes draußen in den Kirchenraum hinein? Ein Netz, das sich über die Kirchenbesucher spannt ‑ gefangen? Oder Öffnung nach oben? Weiche Assoziationen auch immer möglich sind, wohl niemand wird nur die technische Funktion sehen. Ich finde sie voller Spannung, ein Kraftfeld, ganz andere Eindrücke vermittelnd als ein Gewölbe unserer konventionellen Kirchen, die, wie hochaufragend auch immer, nur ein wenn auch schöner Abschluß sind.
Der Kirchenraum, der von der Dachkonstruktion in großem Bogen überspannt wird, ist dagegen ruhige Bewegung. Gestaltungselement ist der Kreis. Schon der Gesamtraum läßt ihn ahnen, wobei zwei Raumelemente, nämlich die Sakristei und der Turmansatz, so etwas wie eine Apsis entstehen lassen. Eindeutiger Mittelpunkt der Kirche ist die kreisrunde Altarinsel, nicht “vorne”, sondern ‑ exzentrisch angebracht ‑ Teil des Gemeinderaums. Die Dachkonstruktion, die sich über der Altarinsel hoch aufwölbt, unterstreicht die Zentralstellung auch in der Vertikalen. Die Bänke sind in einem Viertelkreis auf den Altar hin angeordnet. Auch im Fußboden findet sich in eindrucksvoller Weise das Kreiselement: Einfache Dachziegel (Biberschwänze) ordnen sich zu großen runden Formen um sonnenartige Mittelpunkte. Das alles in schönem Ziegelrot.
ÜBERHAUPT‑ DIE FARBEN!
Rot der Kirchenraum und der”Himmel”. Grün die Tragekonstruktion ‑ Komplementärfarben, die aber gedämpft sind und sich keineswegs “beißen”. Auch hier wieder die Spannung die den Charakter der Kirche ausmacht. Daneben findet sich nur die Farbe Weiß im Mauerwerk des Altarblocks, des Taufbrunnens und des Sakramentshäuschens und in den Lampen. (Die unglücklichen weißen Vorhänge, die die großen Fenster hinter der Altarinsel verhüllen, möchte man sich am liebsten wegdenken!). Andere Farben sucht man vergebens. Der graue Beton der Wände fängt die farblichen Gegensätze des Raumes ein wenig auf.
Heilig Geist ist keine Kirche, die zum kontemplativen Verweilen einlädt. Sie braucht viel Menschen. Dann erst bekommt auch die Akustik Wärme und Fülle. Besonders schön ist, daß die Aufstellung der Bänke es gestattet, zu schauen, wer Mitfeiernder im Gottesdienst ist. Man grüßt herüber und freut sich, viele Bekannte ‑ oder auch Unbekannte ‑ zu entdecken. Dafür darf man ruhig auch mal ein paar Worte der Meßliturgie an sich vorüber gehen lassen. Kommunikation ist ein ganz wichtiges Element des Gemeindegottesdienstes und vor allem einer Mahlfeier, denn jedes Mahl ist ein Miteinander, nicht nur ein individueller, auf die Einnahme der Speise konzentrierter Vollzug. Die Kirche Heilig Geist fördert dies durch ihre Raumgestalt wie kaum ein anderer Gottesdienstraum.
In Heilig Geist “versammelt” man sich. Es gibt keine Säulen, hinter denen man sich verstecken kann. Auch wer bei übervollen Gottesdiensten am Rande stehen muß, ist Teil des Ganzen. Waren Sie schon einmal bei einem Firmgottesdienst dabei? Haben Sie einmal die fast schmerzhaft dichte, konzentrierte Atmosphäre erlebt? Wenn der Geist Gottes fast fühlbar zugegen ist?
Während des Baus der Kirche wurde die Gemeinde befragt, welchen Namen das Pfarrzentrum tragen sollte, wem es geweiht werden sollte, wessen Hilfe besonders wichtig war. Es gab mehrere Alternativen: “St. Marien” und andere Heilige. Eine große Mehrheit stimmte für”Heilig Geist”. Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand griffen dieses Votum auf; am 26. Februar 1972 wurden die Kirche und das Plfarrzentrum auf diesen Namen geweiht. Eine gute Entscheidung.
Heilig Geist ist kein “Haus voll Glorie”, keine Anbetungskirche, kein vorrangig sakraler Raum, kein Meditationsraum, sondern eine Pfingst‑Kirche.
H. Lucas
Heilig Geist - mit anderen Augen gesehen
Zwei Grundideen dürften den Erbauer Prof. Gottfried Böhm beim Entwurf des Kirchenzentrums geleitet haben: Die Rückbesinnung auf historische Bauwerke einerseits und die Öffnung und Veränderung der Kirche durch das II. Vatikanische Konzil andererseits, ähnlich den um 1 000 von Cluny ausgehenden Reformen, die auch im Kirchenbau ihren Ausdruck fanden.
Auf den ersten Blick wirkt das Zentrum etwas ungeordnet. Ein Blick auf den Grundriß zeigt jedoch eine fast im Quadrat umlaufende Schutzmauer mit einem so geschützten Innenhof, wie es bei mittelalterlichen Klöstern üblich war. Eine Diagonale von der Süd‑Ost‑ zur Nord‑West‑Ecke mittelt Innenhof und Kirchenraum, Altarinsel und Altar sowie die vier Säulengruppen, die das Kirchendach tragen. Wie eine alte Stadtbefestigung hat das Zentrum nach allen Seiten Tore, drei verbinden die einzelnen Ortsteile untereinander, das vierte, westliche führt in den Kirchenraum.
Entlang der umfassenden Mauer führt im Innern des Zentrums ein Prozessionsweg: An der Mauer innerhalb der Kirche vorbei, durch den nördlichen Kirchenausgang in den Innenhof, um den Hof im Schutz der Arkaden, durch den westlichen Eingang zurück in den Kirchenraum. Besucher der Osternacht kennen diesen Weg.
Gekrönt wird die Kirche von einem 24 Meter hohen Turm, d. h. eigentlich von zwei Türmen, einem Treppen‑ und einem höheren Glockenturm mit Spitzdach. Dieser Turm ist mit einer Glockenstube und Schallöffnungen für die Aufnahme von Glocken vorbereitet.
Der Innenraum der Kirche, wie bereits beschrieben, streng um die Achse angeordnet, wird nach Westen und Norden von einer gewaltigen Mauer begrenzt, die durch die Wölbung der Mauerkrone nach innen besonderen Schutz vermittelt. Die darunter umlaufende Bank gehört ja wohl auch zu den beliebtesten Sitzplätzen in der Kirche.
Die Dachlandschaft wirkt sehr leicht, da sie mit einem umlaufenden Lichtband auf die Mauer aufgesetzt ist. Das Dach ist als Flachdach in sechs verschiedenen Höhen von 6, 8, 9, 10, 11 und 12 Metern gebaut. Alle Dachflächen sind vieleckig, bis auf die beiden Quadrate, die über Seiten‑ und Hauptaltar die höchsten Dachteile sind.
Der Glockenturm ist im Kircheninnern offen und bildet zwischen der Rückwand und den beiden vorderen Stützen einen kleinen Raum. Dieser birgt das Sakramentshaus, ähnlich dem Hochchor des Kölner Domes, das, 1248 errichtet, den Drei‑Königs‑Schrein birgt.
Baumaterial für das 1969‑1972 erbaute Zentrum ist Beton, der in einfachen und klaren Linien und handwerklich ausgezeichneter Arbeit gestaltet ist. Dies fällt besonders beim Betrachten der gewölbten Flächen und Apsiden auf. Wichtigstes Gestaltungselement im Innenraum sind die roten Ziegelplatten, Biberschwänze, die als Dachziegel in Süddeutschland und im Elsaß verbreitet sind. Neben den schönen Rosetten des Fußbodens sind Taufbrunnen, Altar und Sakramentshaus aus diesen Steinen gebaut. Das Sakramentshaus wird oben von einer getöpferten Krone abgeschlossen. Ein interessantes Element in der Kirche sind die Säulen, die in vier um die Achse geordneten Paaren die gesamte Dachkonstruktion aus einem grünen Gitterwerk ‑ manchen erinnert es an Bäume ‑ tragen. Die Säulen selbst bestehen aus einem Bündel dünner Rohre oder Säulen, ähnlich den Säulen einer gotischen Kathedrale. Da das Dach sehr leicht ist, konnten zarte Säulen eingesetzt werden. Historische Beziehungen auch zum alten Hochdahl: Der Korpus des Vortragekreuzes stammt aus der alten Schule in Trills.
Die Gedanken des II. Vatikanum, die in dem Bau zum Ausdruck kommen, erkennt man am besten bei einer Gegenüberstellung mit einer historischen Kirche wie St. Franziskus in Trills: Große Offenheit der neuen Kirche ‑ Kirche auf dem Markt ‑, architektonisch ganz neue Formen, Anordnung der Mitfeiernden um den Altar, eine Versammlungskirche. Und, nicht zu vergessen, alt, aber immer neu, der Name: Heilig Geist.
J. Boscheinen
Dieser Bericht geht zurück auf eine Führung des Architekten Franz‑Josef Klother durch das Heilig-Geist‑Zentrum ‑ weniger eine Führung als eine Liebeserklärung, wie Klother anmerkte.
Der Projektverlauf (ab 1966)
Ende der Sechzigerjahre des 20. Jahrhunderts wurde in Hochdahl das Projekt einer neuen Mittel-Stadt in Angriff genommen. Mit der Planung wurde Professor A. Machtemes aus Düsseldorf beauftragt. Ziel der Planung: das flächenmäßig ausufernde Düsseldorf zu entlasten und der Zersiedelung des Raums Hochdahl entgegenzusteuern.
Mit dem Entstehen der Neuen Stadt Hochdahl begann auch die Planung weiterer Kirchenzentren der beiden christlichen Gemeinden in Hochdahl. Das erste neue katholische Gemeindezentrum sollte in Sandheide entstehen, da dort die Neubebauung schon am weitesten fortgeschritten war. 2800 Katholiken sollten bald auf diesem Gebiet wohnen. Am 15. Januar 1966 beschließt der damalige Kirchenvorstand, dort eine neue Kirche mit Wohnung, Kindergarten und Pfarrheim zu
bauen. Am 18. August 1966 werden vier Architekten aus der Umgebung zu einem Wettbewerb eingeladen. Professor Machtemes weist auf das Recht der Entwicklungsgesellschaft Hochdahl hin, bei der Auswahl eines qualifizierten Architekten mitzuwirken. Die Sache verzögert sich und darum entschließt sich der Kirchenvorstand mit dem damaligen Pfarrer Hans Meixner, einen Architekten zu benennen, der sowohl dem Generalvikariat als auch dem Stadtplaner genehm sein würde: Am 1. Juni 1967 wird Professor Gottfried Böhm aus Köln (geboren 1920 in Offenbach als Sohn des renommierten Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm) mit der Planung beauftragt. Professor Machtemes stimmt schnell zu, wenn er auch lieber gesehen hätte, dass Böhm für das künftige Stadtzentrum hätte gewonnen werden können.
Am 1. August 1967 legt das Büro Böhm den ersten Entwurf vor, der dann aber in Einzelheiten leicht verändert wird. Am 27. März 1968 stimmt das Generalvikariat der Vollplanung zu: ein Kirchenbau ganz verpflichtet der Kirchen- und Gemeindetheologie vom „Volk Gottes unterwegs” und den liturgischen Reformen des 2. Vatikanischen Konzils (1962-1965).
Die Rohbauarbeiten der Firma C. Brand aus Düsseldorf beginnen am 21. Juli 1969 unter der Bauleitung des Architekten Kurt Günssler aus Köln. Am 27. Juli 1969 wird der Grundstückskaufvertrag zwischen Kirchengemeinde und Entwicklungsgesellschaft beurkundet.
Am 7. Dezember 1969, einem winterlichen zweiten Advent, wird unter großer Beteiligung von Alt- und Neubürgern der Grundstein gelegt (heute links neben der Sakristei zu sehen).
Gerd Verhoeven
(aus aspekte 10/09)
Gottfried Böhm - der Architekt
Gottfried Böhm, einer der ganz großen Architekten der Bundesrepublik, ist der Erbauer der Sandheider Kirche. Er hat unserer Stadt wohl eines der prägendsten Bauwerke geschaffen eine Kirche im Stil der 70er Jahre aus Beton geformt, dabei eingebettet in die Stadtplanung Hochdahls, Mittelpunkt des Stadtteils Sandheide und darüber hinaus der katholischen Kirchengemeinde.
Böhm hat mit bewundernswerter Begabung und Kreativität nicht nur in Hochdahl gewirkt. So ist die Wallfahrtskirche im bergischen Neviges schon heute in fast jedem Lexikon abgebildet. Dabei ist der Künstler nicht nur durch moderne Kirchen bekannt geworden, Anerkannt sind auch andere große Bauten, wie die Rathäuser in Bensberg oder Bocholt zum Beispiel oder der neu geschaffene Konzert- und Theatersaal in Essen.
Mit der Sandheider Kirche hat der Architekt, ein Zeichen des modernen Kirchenbaus gesetzt, das mit der Stadtplanung der “neuen Stadt” Hochdahl aufs engste harmonisiert. So ist es denn sicher nicht nur die äußere Gestalt, das Experiment mit dem damals so aktuellen Baustoff Beton, der am Bau neue Gestaltungsmöglichkeiten erschloß. Auch der Innenraum der Sandheider Kirche mit seinen einfachen und logisch strukturierten Dachstützen kann als eine bewußte Auseinandersetzung mit der Funktion “Kirche” der heutigen Zeit gesehen werden als eine Überwindung von bisher bekannten antiken und mittelalterlichen Kirchenmodellen. “Kunst und Theologie, Geist und Körper, der einzelne und die Gemeinde finden in dieser Architektur einen neuen Ausdruck, tiefen Halt”, heißt es in einer Veröffentlichung zu seinem Geburtstag. Und so ist es auch kaum verwunderlich, daß die katholische Kirchengemeinde Hochdahls die Sandheider Kirche schnell akzeptierte und immer wieder aufs neue mit Leben füllt.
H. Lossau
Wie mich diese Kirche geprägt hat
Professor Böhm hat die Gedanken und den Geist des Konzils aufgegriffen und in dem Bau der Heilig-Geist-Kirche umgesetzt.
Die Gemeinde braucht einen Raum, in dem sie sich versammelt und Gottesdienst miteinander feiert.
Die Heilig-Geist-Kirche ist offen – weit – leicht – schlicht – bringt in Bewegung.
Der Altar ist der Mittelpunkt. Er ist fest vermauert im Boden, man kann ihn nicht verrücken. Der höchste Punkt des Dachs ist über dem Altar. Das Licht der Glasbänder fällt auf den Altar. Der Altar – ganz Erde und ganz Himmel.
Die Stuhlreihen für die Gottesdienst feiernde Gemeinde stehen um den Altar. Nichts verstellt das Hingewendetsein dorthin.
Ich bin groß geworden in der Franziskuskirche. Ich fühlte mich dort auch zu Hause. Aber ich war wie abgetrennt – war nicht wirklich zugehörig zu Gott – zu Jesus Christus – zum Reich Gottes.
Das Geschehen spielte sich vorne ab. Die Kommunionbank war wie eine Trennung. Die Bankreihen für die Gemeinde waren dahinter. Da vorne geschah etwas für mich, für uns – aber nicht mit mir, mit uns. Wenn ich mich recht erinnere, konnte der Priester eine Messe lesen auch ohne Gemeinde.
Der Geist des Konzils hat sich mir ganz langsam – über Jahre hin – erschlossen. Kirche, Gemeinde – das sind wir alle, die wir auf Jesus Christus getauft sind, nicht nur Amt- und Würdenträger.
Und damit sind auch wir zugehörig zu Jesus Christus, der uns hinführen will zu Gott.
Wenn wir Gottesdienst miteinander feiern, werden wir immer mehr hineingenommen in das Leben und Sterben Jesu, haben wir Anteil an seiner Zusage:
Ich bin da für euch, ich will euch führen hin zum Vater. Und das Reich Gottes hat schon begonnen – hier und jetzt.
Ihr könnt es suchen.
Der Raum der Heilig-Geist-Kirche hat es mir ermöglicht – viele andere Erfahrungen kommen dazu – mich hineinnehmen zu lassen in die Botschaft Jesu.
Hildegard Mücke
(aus aspekte 10/09)