Über die Restaurierung 1960 und 1975/76
Die Restaurierung der St.‑Franziskus‑Kirche in Hochdahl‑Trills 1975/76 ging von anderen Voraussetzungen aus und führte zu anderen Ergebnissen als die Instandsetzung des Jahres 1960; dies, obwohl die Eingriffe in die Innengestalt der Kirche damals gravierender waren als heute, wenn wir von der Ausmalung der Kirche einmal absehen.
Welche Veränderungen hatte die Instandsetzung 1960 neben der Beseitigung konstruktiver Mängel an der Kirche für den Kirchenraum gebracht?
Der neugotische Hauptaltar mit Bild‑ und Figurenaufbau (Retabel) wurde aufgegeben und mit den Seitenaltären und der sonstigen neugotischen Ausstattung entfernt; ein neuer Steinaltar wurde freistehend etwa in Chorraummitte auf dreistufigem Podest, i. g. also fünf Stufen hoch, errichtet. Es wurde eine Orgelempore mit viel Nutzfläche über die ganze Breite der Kirche gehend eingebaut; der Vorraum wurde modernisiert; die Kirche wurde weiß gestrichen, mit Grau für die tragenden Teile und zweifarbiger Behandlung der Kapitelle, wobei auf Gold verzichtet wurde. ‑ Das alles entsprach dem damaligen Verständnis von der Neuordnung eines Kirchenraumes und sicherlich auch den Wünschen oder Forderungen der Gemeinde ‑ gestalterisch wie funktionell:
Die Bedeutung des Mahltisches wurde stark betont; die Farbigkeit hatte sich erschöpft zu Weiß für die Flächen, zu einer zweiten Farbe für die tragenden Teile und ganz zurückhaltendem “Zierrat” der Kapitelle und Schlußsteine; alles war von sehr ernster, kühler Wirkung.
Die Restaurierung 1975/76 trat dieses Erbe an und nutzte es auch. Aber ihr lag inzwischen ein ganz anderer Anspruch an die Raumgestalt zugrunde, weil die vergangenen Jahre ein neues Verständnis für die früher ungeliebten Bauten des ausgehenden 19. Jahrhunderts und vor allem mehr Erfahrung im Umgang mit ihnen gebracht hatten; vielleicht, weil in dieser Zeit eine allgemeine Enttäuschung über das Bauen der jüngsten Vergangenheit Platz gegriffen hat, und zwar nicht nur in materieller Hinsicht.
Die Restaurierung sucht dem Objekt in seiner konstruktiven und künstlerischen Eigenart gerecht zu werden und sie tut gut, für die zur Verfügung stehenden Mittel nicht mehr als erreichbar zu verlangen. Das macht Bescheidung notwendig, Verzicht auf manches später Nachholbare, aber es verbietet halbherzige Lösungen. ‑ Andererseits hat es die Restaurierung häufig schwer mit der Erfüllung veränderter funktionaler Erfordernisse der Gegenwart. Kompromisse werden notwendig.
Die neugotischen Kirchen sind wie ihre Vorbilder entworfen in Hinordnung auf einen Hochaltar, der von der reichen Gliederung des Chorgehäuses umstellt ist. Man kann dieses alte architektonische Konzept nicht ohne Verlust an Kraft der künstlerischen Aussage und an Glaubwürdigkeit schadlos aufgeben. So würde z. B. der frühere Retabel‑Altar heute sicherlich nicht mehr entfernt, vielmehr als Sakramentsaltar belassen. Der Chorraum hat nun eine umlaufende Bank und der Altar ist, nur noch zwei Stufen erhöht und noch weiter als bisher nach vorn genommen, im Hauptbogen zwischen Schiff und Chor aufgestellt, so daß der Chorraum für Gottesdienste in kleinen Gemeinschaften genutzt und auch bei festlichen Anlässen einbezogen werden kann. – Es gibt keine abschrankende Kommunionbank mehr. ‑ Die Aufstellung des Taufbrunnens im Mittelpunkt des Chorabschlusses erlaubt die Taufzeremonie im Angesicht des Kirchenvolkes.
Aber: Der wieder aufgestellte Steinaltar, den man mit Bedacht erhalten hat, der in seiner Masse durch Verknappung der Oberstände der Altarplatte reduziert wurde, wäre architektonisch noch besser in die Raummitte des ersten Chorjoches eingeordnet. An der nun aus funktionalen Rücksichten gewählten Stelle wäre es besser ein leichterer, wie mobiler Tisch: Dies als ein Beispiel für Bescheidung und Kompromiß. Dennoch: Diese Lösung scheint mir franziskanisch einfach und damit nicht schlecht geraten.
Mit dem Muster des neuen Chorbodenbelages, der wie ein Teppich aus dem gleichen Aachener Blaustein‑Material, aus dem der Altar besteht, unter Zufügung von weißem Marmor gewirkt ist, und bei Aufnahme der Formen des Altarunterbaues wurde versucht, den Altar in die Bodenfläche des Chorraumes einzubinden. ‑ Im Kirchenschiff konnte der Steinbelag aus Kostengründen nicht erneuert werden.
Während nun die Bedeutung des Altares als Opfertisch ‑ eher Opferstein ‑ ganz deutlich geworden ist, sind Ambo und Aufstellung des Tabernakels noch provisorisch und ungelöst. Zur derzeitigen Unterbringung des Allerheiligsten hören Sie mich schweigen. Darüber muß aber künftig geredet werden!
Der Schatz Ihrer Kirche sind ihre Fenster, die den “Bildersturm” der letzten Jahrzehnte überstanden haben. Auf diese Fenster eingehend ist die Ausmalung nun von festlicher Farbigkeit, die sich im Chorraum noch verdichtet und steigert, im Kirchenraum abgestimmt auf die kühleren Schifffenster, im Chorraum auf das in den Fenstern beherrschende Rot. ‑ Auf die Dauer bedürfen die Kirchenfenster einer Reparatur; die äußere Doppelverglasung sollte erneuert werden, so daß die Kirche nicht wie mit blinden Augen in die Landschaft sieht.
Wegen der Beschränkung der Geldmittel konnten wir es nicht erreichen, den Querriegel der Empore, der die vertikalen Bewegungen stört, zu beseitigen. Auch das übergroße, ungegliederte Windfangportal konnte nicht mit der Maßstäblichkeit des Raumes in Übereinstimmung gebracht werden. Aber wir sehen im ganzen, daß die neuen Eingriffe und Ordnungen sich der Raumstruktur fügen, so auch durch das Zurücknehmen der verschiedenen Banklängen auf ein gleiches Maß, das die Säulen freistehen und die schmalen Seitenschiffe durch das Herausnehmen der Beichtstühle zu ungestörten Umgängen werden läßt.
Wir hörten deutlich, daß die schöne Orgel sich beklagte, auf der Empore seitlich wie abgestellt verbleiben zu müssen. Sie möchte gern ihren Platz in der vermauerten Turmnische einnehmen und sich der Architektur richtig einordnen.
Die von der früheren Ausstattung der Kirche übriggebliebenen Figuren hatten sich eingefunden und übten am Tag der Abfassung dieses Berichtes, wie sie zur Zierde und Würde des Raumes sinnvoll beitragen können. Sie werden, zum Teil in neuen “Gewändern”, erscheinen.
Diese Arbeit war eine Freude. Wir hoffen, daß sie gut geworden ist. Und wir danken für die sorgsame Zusammenarbeit mit der Gemeinde, vertreten durch ihren Kirchenvorstand und Gemeinderat.
Hubert Brauns
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