Pfingsten
Gemeinschaft im Heiligen Geist
Zur Situation der Gemeinde in Hochdahl: Haben wir vielleicht in der Vergangenheit zu sehr auf die eigenen Gedanken, Pläne, Tätigkeiten gesetzt? Könnte das Nachlassen unserer Kräfte und Möglichkeiten uns vielleicht dazu führen, mehr dem Geiste Jesu zu vertrauen und darauf zu hören, was er uns lehren will?
Die Jünger kehrten von dem Berg, der Ölberg genannt wird und der nahe bei Jerusalem liegt ‑ nur einen Sabbatweg entfernt ‑ nach Jerusalem zurück. Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus. Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern. (Apg 1, 12‑14)
Dieser Text steht am Anfang der Apostelgeschichte, zwischen er Erzählung von der Himmelfahrt Jesu und dem Kommen es Heiligen Geistes am Pfingsttag. Gerhard Lohfink (“Braucht Gott die Kirche, s. 271 ff) meint, daß Lukas hier ein Urbild der Kirche, der Gemeinde, der Ekklesia dargestellt hat. Was sagt dieses Bild ‑ auch für die konkrete Gemeinde in Hochdahl? “Es zeigt zunächst einmal eine ständige Versammlung. Sie reicht sozusagen vorn Tag der Himmelfahrt bis zum Pfingsttag. Selbstverständlich will Lukas nicht sagen, die Jesusanhänger seien gar nicht mehr auseinandergegangen. Wohl aber, daß ihr Leben zu einem unablässigen, immer neuen Sich‑Versammeln wurde.
Sie versammeln sich nicht in verschiedenen Gruppen, sondern alle an derselben Stelle, im selben Raum. Auch das ist Lukas wichtig. Er weiß von einem “Obergemach”. Wenig später, zu Beginn des Pfingstberichtes, wird er sagen, daß “alle an einem Ort versammelt waren” (2,1). Und dieses “an einem Ort” (epi to auto) greift er dann in 2,44.47 erneut auf. Der Ausdruck wird in der frühen Kirche ‑ besonders bei Ignatius von Antiochien ‑ zu einer stehenden Wendung dafür werden, daß sich eine Gemeinde nicht in verschiedene Versammlungen aufspalten darf Der eine Ort ist wichtig. Er zeigt die Einheit der Ekklesia.
…
Mit all dem ist das Entscheidende aber noch immer nicht gesagt. Das Wesen der Versammlung ist nun überhaupt erst zu definieren: Sie alle, die Zwölf, die Frauen, Maria und die Brüder Jesu “verharren einmütig im Gebet”. Sie bitten um den Heiligen Geist, der am Pfingsttag auf die Versammelten herabkommen soll.
Der Grundvollzug der Kirche ist also nicht einfach die Versammlung, Versammlungen gibt es in der Welt unzählige. Der Existenzvollzug der Kirche geschieht in jener Versammlung, die ganz hinhörendes Flehen ist, die das Kommen des Geistes erbittet, weil sie weiß, daß sie aus sich selbst völlig hilflos ist. Darin unterscheidet sie sich von den vielen Versammlungen der Gesellschaft, von ihren Parlamenten, Räten, Ausschüssen, Kommissionen und Gremien ‑ so bitter notwendig all diese Versammlungen sind. Zum kostbarsten Besitz der Kirche gehört das Wissen, daß sie aus Eigenem außerstande ist, auch nur etwas Gemeinde‑Ähnliches herzustellen, und darin, wenn sie es sich trotzdem anmaßt, immer nur in ausweglosen Rivalitäten endet. Die Versammlung der Ekklesia hat also eine Mitte, die alles trägt und die sie selbst nicht machen kann. Sie ist ihr geschenkt Es ist der Geist Jesu. Nur von dieser Mitte her kann sie einmütig sein. Und diese Einmütigkeit ist dann ihre ganze Kraft.”
Gegenwart Jesu im Geist
Eine Frage drängt sich beim Abschied von der Sichtbarkeit der Gestalt Jesu auf: Warum ist er nicht in dieser Gestalt unter uns geblieben?
Die Antwort darauf lautet: “Es ist gut für euch, daß ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, wird der Helfer nicht zu euch kommen. Wenn ich aber weggehe, werde ich ihn zu euch senden” (Joh. 16,7).
Jesu Menschengestalt wird ersetzt durch die Gegenwart des Helfers, das ist der heilige Geist, und das ist, wie Jesus sagt, gut für uns.
Der Geist in uns bringt uns mehr in Kontakt mit Jesus, als seine Menschengestalt das vermöchte. Der Herr kann nur tiefer in uns eindringen, und er kann weiter in der Welt anwesend sein. Darum schenkt jetzt nicht das “Festhalten”, wie Maria Magdalena es wollte, sondern das Empfangen seine Geistes seine Anwesenheit. Der Geist ist ja Jesu Geist: “Denn er wird nicht von sich selbst aus reden … Er wird von den Meinigen nehmen”! (Joh. 16, 13‑14).
Nicht das bequeme Sehen mit den Augen, sondern die Aufmerksamkeit des Herzens ist der Weg zum Herrn. “Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen” (Mt 5,8).
Dadurch daß er nun nicht mehr als einer von vielen Menschen unter uns lebt und wirkt, sondern in uns allen ist, gibt er uns auch zugleich einen Auftrag und eine Chance. Jetzt sind wir “an der Reihe”, Gott in einem Menschenleben zu verherrlichen.
(aus: Holl. Katechismus, S. 216)
Gedanken des alten Kirchenvaters Novatian
Die Jünger spotteten der Gewalthaber dieser Welt und ihrer Foltern …, weil sie die Gaben in sich trugen, die eben dieser Geist der Kirche Christi als der Braut gleichsam wie einen kostbaren Schmuck überreicht und mitgibt. Er ist es ja, der die Propheten in der Kirche erweckt, die Lehrer unterweist, die Sprachengabe ordnet, Machterweise und Heilungen wirkt, staunenswerte Taten vollbringt, die Unterscheidung der Geister gewährt, zur Leitung beruft, mit Rat zur Seite sieht und die übrigen Gnadengaben alte in Maß und Ordnung schenkt.
Und so führt er die Kirche des Herrn in jeder Hinsicht und in allen Bereichen zur höchsten Vollkommenheit.
-Novatian, 1. Hälfte des 3. Jhdts n. Chr.
Das Fest des Heiligen Geistes. Wes Geistes Kind sind wir? (Gedanken aus dem NT)
Dazu zwei neutestamentliche Texte.
Jesus sagt: “Ihr wißt, daß die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen mißbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der Soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein Will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.”
Mt, 10, 42 ‑45
Im Galater‑Brief sagt Paulus, wie es sich zeigt, wenn man von dem neuen, dem Heiligen Geist, geprägt ist. “Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung, dem allen widerspricht das Gesetz nicht. Wenn wir aus dem Geist leben, dann wollen wir dem Geist auch folgen. Wir wollen nicht prahlen, nicht miteinander streiten und einander nichts nachtragen…”
Gal 5, 22‑23.25
Ein Segen
Windhauch soll kommen von Gott –
doch den glimmen Docht
wird Er nicht löschen.
Sein Atem ist Leben.
Windhauch soll kommen von Gott-
die Glut des Glaubens
will Er entfachen.
Sein Atem belebt.
Windhauch soll kommen von Gott –
doch das geknickte Rohr
wird Er nicht brechen.
Sein Atem heilt.
Windhauch soll kommen von Gott ‑
doch den schwankenden Baum
wird Er halten.
Sein Atem ist Kraft.
Windhauch soll kommen von Gott –
doch dem Schmetterling
wird Er die Flügel nicht stutzen.
So segne uns Gottes heilender Geist,
jene große Kraft göttlicher Lebendigkeit,
die damals die Apostel aus ihrer Angst erlöste
und die weiterwirken will in jedem von uns.
Amen.
Eine Hymne
Hierher, Atem, zünd mich an,
schick aus deiner fernsten Ferne
Wellen Lichts.
Komm Armeleutevater
Komm oberster Mundschenk
Komm Herzensjäger.
Bester Tränentrockner
Lieber Seelengast
Mein Freund mein Schatten.
Einmal ausruhen
Für Grübler und Geschundene,
du, Atempause den Verkrampften.
Unerträglich schönes Licht
Überschütte den Abgrund
Meines Herzens, du Vertrauter.
Gott bist du und ohne dich
Ist alles Nacht und Nebel,
Qual und Schuld,
du aber machst rein.
Meine Blüte welkt – gib Wasser,
salbe meine Wunden.
Steif steh ich da, Eintritt verboten,
gefroren. Tau mich sorgsam auf.
Such mich Verirrten.
Ja sag ich dir, nein tu ich dir.
Vergilt den Zweifel mit Freundschaft
Siebenmal tausendmal.
Nichts bin ich ohne dich.
Tot will ich zu dir hin.
Und ich werde lachen.