Ökumene in Hochdahl – mit evangelischen Augen gesehen

Als ich 1985 nach Hochdahl kam, war die „Achterbande” in der heißen Endphase der Planung des „Haus der Kirchen” und ich wurde einer der acht. 1986 konnten wir den Grundstein legen und ich erinnere mich an einen sonnigen, frohen Tag für die beiden christlichen Gemeinden Hochdahls. Seitdem teile ich mir jeweils mit einem katholischen Kollegen den Vorsitz im Kuratorium des „Haus der Kirchen” und über diese institutionalisierte Verbundenheit hinaus erlebe ich das „Haus der Kirchen” immer wieder als ökumenischen Meilenstein, als Stein des Anstoßes zu mehr an Offenheit, als Begegnungsstätte für katholische und evangelische Christen, die am Markt den Kirchen ein Stück Gesicht verleihen.

Hier funktioniert Ökumene gut!
Neu für mich war in Hochdahl auch das ökumenische Konveniat, die monatliche Besprechung der Hauptamtlichen beider Gemeinden. Früher hatten wir auch gemeinsame Einkehrtage, zum Beispiel zur Vorbereitung der Bibelwoche. Warum nehmen wir uns in letzter Zeit weniger Zeit – auch füreinander? Da wünsche ich mir in Zukunft noch mehr!
Das Ökumenische Bildungswerk war auch mit in der „pfarramtlichen Erbmasse” und seit ich hier bin, habe ich viele interessante Programme mitgestalten können und spannende Vorträge und sehr anregende Referenten erlebt. Auch die Arbeit im Vorbereitungsteam des ÖBW macht nach 20 Jahren immer noch Freude!
Ökumenische Gemeindefeste, besonders die in der Sandheide, habe ich als Highlights im Gemeindeleben erfahren. Nicht nur ökumenisch miteinander arbeiten, sondern auch feiern und fröhlich sein tut gut.
Ökumenische Gottesdienste, gegenseitige Einladungen zu Predigten, das gab es früher mehr als heute. Wir sind vorsichtiger, rücksichtsvoller, vielleicht auch ängstlicher geworden. Aber mir ist es wichtig auch ab und zu mit der katholischen Gemeinde Gottesdienst zu feiern. Darum gehe ich manchmal am Samstagabend zur Messe in die „Heilig-Geist-Kirche”, setzte mich hinten auf die Bank, sehe viele bekannte Gesichter und fühle mich darum auch gar nicht fremd. Unspektakuläre Ökumene!
Vor ein paar Jahren verließ Gerd Verhoeven das Pfarramt in Hochdahl und jetzt geht Bernd Staßen. Die Zeit der alten Kämpen, die mit der Aufbruchstimmung des 2. Vatikanums in Hochdahl die Ökumene mitgetragen haben, geht zu Ende. In der katholischen und evangelischen Gemeinde ist man gespannt auf den neuen Seelsorger und fragt sich, wie er auf die beiden ökumenisch gesonnenen Gemeinden reagieren wird.
In der evangelischen Kirche, in der es verschiedene Bekenntnisse (Lutherisch, Reformiert) gibt, gilt der Grundsatz: Der Pfarrer hat den Bekenntnisstand einer Gemeinde zu wahren und darf eine Gemeinde nicht „umdrehen”.
Nun gibt es zwar noch nicht den Bekenntnisstand „Ökumenisch”, doch ich hoffe, dass die beiden Gemeinden in Hochdahl auf dem beharren, was sie als gut erfahren haben und einen neuen Seelsorger für sich und die Ökumene gewinnen werden und nicht nur, „weil das bei uns immer schon so war”, sondern weil sie es für die Zukunft wirklich wollen.

Lutz Martini

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